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Ein Brief aus Rom

Bethany • 10. August 2019
Die Kontemplationen der Bethanien-Tage 2019 hatten bereits tüchtig Fahrt aufgenommen und entscheidende Impulse erbracht, als überraschend ein Brief aus Rom eintraf. Ein ausführliches Schreiben des Papstes an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland mit 46 Literaturverweisen, im Original verfaßt in der Muttersprache des Papstes, datiert auf das Hochfest Peter und Paul, schlicht unterschrieben mit „Franziskus“.

Mit realistischem Blick auf die Zeichen der Glaubenserosion,  wendet sich der Papst wegen des geplanten „synodalen Weges“ an alle Gläubigen in Deutschland. Er äußert Sorge wegen einer möglichen „Zerstückelung“ der Kirche, und er warnt im Hinblick auf den anzustoßenden Prozeß vor einer „verweltlichten Geisteshaltung“.

Statt aktivistischen Machens empfiehlt er drei geistliche Heilmittel:
•    Gebet
•    Buße
•    Anbetung


Statt Anpassung an den Zeitgeist plädiert er für das Aushalten von Spannung und Ungleichgewichten.

Statt Protesthaltung und dem Ruf nach Strukturreformen verlangt er eine pastorale Bekehrung, um den Evangelisierungsauftrag wieder an die erste Stelle zu rücken.

Fünfmal erwähnt der Papst den Sensus Ecclesiae, das Empfinden mit der Kirche.

Die Freunde von Bethanien staunten nicht schlecht: Viele Aussagen des Papstes klangen wie Sätze aus den Schriften von Claret de la Touche. Beispiele gefällig? Bitte sehr:

Papst Franziskus: „Christ-Sein bedeutet, sich selig und gesegnet und somit Träger der Glückseligkeit für andere zu wissen.“

Claret de la Touche: „Wie kann man es nur über sich bringen, diesen großen Gott nicht zu lieben! Er ist so voll unnennbarer Schönheit und Güte, Heiligkeit und Macht... Zuweilen packt mich ein unstillbares Verlangen, diesen großen Gott anderen zu offenbaren, zwar nicht so, wie er in Wirklichkeit ist, aber doch wenigstens so, wie ich ihn erkenne. Hätten alle wenigstens meine doch so geringe Kenntnis von Gott, so würden sich ihm alle Herzen öffnen: sie könnten einfach nicht widerstehen.“

Papst Franziskus: „Ein gesundes gemeinsames Auf-dem-Weg-Sein muss diese Überzeugung (Anmerkung: den Sensus Ecclesiae) durchscheinen lassen in der Suche nach Mechanismen, durch die alle Stimmen, insbesondere die der Einfachen und Kleinen, Raum und Gehör finden.“

Claret de la Touche: „Das Werk der Unendlichen Liebe läßt sich nur verwirklichen durch volle Einigkeit der Herzen und die engste Verbindung aller Seelen in Christus. Alle, die berufen sind, daran mitzuarbeiten, sind im doppelten Sinne Brüder in Christus. Alle müssen darum eine ganz feine, rücksichtvolle Liebe üben, unerschütterliche Sanftmut und ständigen Frieden bewahren.“

Papst Franziskus: „Man arbeitet im Kleinen, mit dem, was in der Nähe ist, jedoch mit einer weiteren Perspektive.“

Claret de la Touche: „Nichts widerspricht so sehr dem Geist Gottes, als die Überschätzung und übertriebene Anwendung menschlicher Mittel. Die Werke Gottes werden nur aufgebaut auf dem Fundament der Einfachheit, Kleinheit, Demut.“

Papst Franziskus verwendet in seinem Brief einprägsame Formulierungen, die den Anstoß zu tiefergehenden Überlegungen liefern sollen. Hier einige Zitate, die sich die Freunde von Bethanien besonders zu Herzen nehmen (Anmerkungen und Fettdruck: FvB)

„Die Grundlage dieser Versuchung (Anmerkung: zu einer Art neuem Pelagianismus) ist der Gedanke, die beste Antwort angesichts der vielen Probleme und Mängel bestehe in einem Reorganisieren der Dinge, in Veränderungen und in einem „Zurechtflicken“, um so das kirchliche Leben zu ordnen und glätten, indem man es der derzeitigen Logik oder jener einer bestimmten Gruppe anpasst. Auf einem solchen Weg scheinen alle Schwierigkeiten gelöst zu sein und scheinbar finden die Dinge wieder ihre Bahn, so (dass) das kirchliche Leben eine „ganz bestimmte“ neue oder alte Ordnung findet, die dann die Spannungen beendet, die unserem Mensch-Sein zu eigen sind und die das Evangelium hervorrufen will.“

„Wir würden lediglich ein „gasförmiges“ vages Christentum, aber ohne den notwendigen „Biss“ des Evangeliums, leben.“

„Wir dürfen nicht vergessen, dass es Spannungen und Ungleichgewichte gibt, die den Geschmack des Evangeliums haben, die beizubehalten sind, weil sie neues Leben verheißen.“

„Ein wahrer Wandlungsprozess beantwortet, stellt aber zugleich auch Anforderungen, die unserm Christ-Sein und der ureigenen Dynamik der Evangelisierung der Kirche entspringen: ein solcher Prozess verlangt eine pastorale Bekehrung. Wir werden aufgefordert, eine Haltung einzunehmen, die darauf abzielt, das Evangelium zu leben und transparent zu machen, indem sie mit `dem grauen Pragmatismus des täglichen Lebens der Kirche bricht, in dem anscheinend alles normal abläuft, aber in Wirklichkeit der Glaube nachlässt und ins Schäbige absinkt´.“

„Seien wir realistisch, doch ohne die Heiterkeit, den Wagemut und die die hoffnungsvolle Hingabe zu verlieren! Lassen wir uns die missionarische Kraft nicht nehmen!“

„Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung,… Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten.“

„Ich weiß um euren Wunsch und euer Verlangen, die erste Liebe in der Kirche mit der Kraft des Geistes wiederzubeleben…“

Da war sie wieder: die „erste Liebe“ aus der Apokalypse des Johannes. Mit dieser Zeile aus dem Brief des Papstes konnten die Freunde von Bethanien nahtlos anknüpfen an ihre Kontemplationserfahrungen während der Bethanien-Tage 2019.

Ermutigt und bestärkt durch den Brief aus Rom zeigte sich für die Freunde von Bethanien die Richtung des Weges nach der Rückkehr in den Alltag im Dienste der Unendlichen Liebe…

Fortsetzung folgt!
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